Die Corona-Krise bedroht unzählige Existenzen, doch an der Börse herrscht Euphorie – denn die Zentralbanken stützen die Aktienmärkte.
Fast 500 Menschen sind im Laufe der Pandemie zu Milliardärinnen und Milliardären geworden. Die Aktienkurse sind unaufhaltsam gestiegen, während die Arbeitslosigkeit zunahm und die Reallöhne stagnierten. Die Immobilienpreise, von denen viele glaubten, dass sie aufgrund des Rückgangs ökonomischer Aktivität endlich sinken würden, sind stabil geblieben.
Auf den ersten Blick ergibt der Aufschwung an den Aktienmärkten wenig Sinn. Die Preise von Vermögenswerten sollen die Erwartungen an künftige Erträge widerspiegeln, sei es in Form von Dividenden, Mieten, Zinsen oder Kapitalgewinnen. Die Verlangsamung der ökonomischen Aktivität in Verbindung mit den steigenden Verbraucherpreisen hätte die Investorinnen dazu veranlassen müssen, ihre Gewinnerwartungen nach unten zu korrigieren. Doch das ist nicht geschehen, da die Zentralbanken es verhindert haben.
Diese reagierten auf die anfängliche Panik auf den Finanzmärkten, indem sie neues Geld im Wert von Billionen von Dollar schufen und damit Vermögenswerte des privaten Sektors aufkauften. Das führte dazu, dass die Investoren mit Bargeld überschwemmt wurden, es zugleich aber an sicheren Anlagen mangelte, in die sie investieren konnten. Und so begaben sie sich erwartungsgemäß auf die Suche nach höheren Renditen. Sie steckten ihr Geld in riskantere Anlagen wie Technologie- und Gesundheitsaktien, zweifelhafte Unternehmensanleihen und sogar Kryptowährungen und NFTs.
Der daraus resultierende weltweite Boom der Vermögenswerte hat deren Eigentümerinnen extrem reich gemacht. Diese Entwicklung war für die Superreichen ein Segen und verschaffte den Besitzern von Eigenheimen und Rentenfonds eine gewisse Atempause. In Großbritannien besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung ein höheres Finanzvermögen als die unteren 80 Prozent zusammen. In den USA verfügt das reichste Prozent der Gesellschaft über 80 Prozent aller Aktien.
Wie sich diese Maßnahmen konkret ausgewirkt haben, lässt sich jedoch nur schwierig ermitteln, denn Vermögensungleichheit ist bekanntlich schwer zu messen. So beruht etwa die britische Wealth and Assets Survey (WAS) auf Selbstauskünften. Diese staatliche Erhebung nimmt viel Zeit in Anspruch, sodass die Daten relativ selten und mit beträchtlicher Verzögerung veröffentlicht werden. (Die kürzlich veröffentlichen Daten etwa beziehen sich auf eine Erhebung, die zwischen April 2018 und März 2020 durchgeführt wurde. Um die Auswirkungen der Pandemie auf die Vermögensungleichheit zu verstehen, ist sie daher unbrauchbar.)